Seit 1979 produziert die KEBO AG innovative, kundenspezifische Spritzgiesswerkzeuge. Das weltweit tätige Unternehmen mit Sitz in Neuhausen am Rheinfall beschäftigt heute 75 Mitarbeitende. Zu den Kunden gehören Hersteller von Medizinal-, Labor-, Pharmaprodukten, Verschlüssen und Verpackungen. Sie alle schätzen die hohe Fachkompetenz der KEBO bei der Entwicklung und Herstellung von Hochleistungs-Spritzgiessformen. Dazu gehören eine umfassende Beratung im ganzen Spritzgiess-Prozess, die Optimierung der Prozesskosten mit wirtschaftlichen Lösungen, ergänzende Engineering-Leistungen, Füllsimulationen und FEM-Berechnungen. Die KEBO gewährleistet eine durchgehende Projektbegleitung bis zur Abnahme im werkseigenen Testcenter sowie Schulung, Service, Inspektion, Wartung und Revision des Werkzeugs über das ganze Produktionsleben.

Ausgangslage

Da sich die Entwicklungszyklen von Spritzgiesswerkzeugen laufend verkürzen, nimmt der Termindruck auf die KEBO AG immer stärker zu. Mehr und mehr gilt es, den Entwicklungs- und Fertigungsprozess so rationell wie möglich zu organisieren. Dies ist alles andere als trivial. Denn in der Praxis verlangt die projektspezifische Unikatfertigung dem Auftrags- management ein Höchstmass an Flexibilität ab. Das liegt daran, dass Konstruktion, Beschaffung und Fertigung nicht sukzessive – wie in der Serienfertigung üblich – sondern parallel zueinander ablaufen. Um die immer enger werdenden Liefertermine zu halten, kann die Produktionsplanung und -steuerung nicht darauf warten, bis die Konstruktionsarbeit vollständig abgeschlossen ist. Stattdessen werden bereits entwickelte Bauteile an die Produktion übergeben, damit diese ihre Prozesse so früh wie möglich starten kann. Gleichzeitig treiben die Konstrukteure die Entwicklung der Auftragsstückliste weiter voran. Maschinen- und Anlagenbauer fassen dieses evolutionäre Vorgehen unter dem Begriff «wachsende Stückliste» zusammen.

Zielsetzung

«Auch wenn sich unsere Projekte erst nach und nach konkretisieren, muss uns das Auf- tragsmanagement frühzeitig eine ausreichende Transparenz liefern, um die Aufträge termingerecht zu planen», erläutert Daniel Bodenmann, Geschäftsführer der KEBO AG, die Anforderungen und ergänzt: «Zusätzlich zur auftragsübergreifenden Kapazitätsplanung brauchen wir eine mitlaufende Kalkulation, die uns zu jedem Zeitpunkt zeigt, ob sich die anfallenden Projektkosten noch in den dafür eingestellten Budgets bewegen oder nicht.» Bis 2006 erhielt die KEBO nur sehr eingeschränkt Antworten auf diese Fragen. Die alten IT-Mittel vermochten die gewünschte Transparenz nur ansatzweise zu liefern. Anstelle eines unternehmensübergreifenden Managementsystems  gab es zahlreiche selbst entwickelte Lösungen. Dies brachte eine Reihe Nachteile mit sich. Neben erhöhten Erfassungs- und Pflegeaufwänden bestand ein erhebliches Risiko für Datenverluste und  Inkonsistenzen  im Versionsmanagement. Das grösste Manko lag aber darin, dass eine projektübergreifende Sicht auf die Planungs- und Beschaffungsvor- gänge im Unternehmen kaum mehr möglich war.

Vorgehen

Angesichts dieser Defizite machte sich die KEBO auf die Suche nach einem integrierten ERP-System, in dem sich die Unternermensabläufe zentral mit einer einheitlichen Datenbasis planen und steuern lassen. Nach einer ersten Evaluationsrunde möglicher Lösungen konnte kein System überzeugen. Die Angebote orientierten sich zu sehr an den Anforderungen der Serienfertigung. Da KEBO aber jedes Produkt in seiner spezifischen Auslegung nur ein einziges Mal fertigt, wurde ein schlankes, leicht konfigurierbares Auftragsmanagementsystem benötigt, das die Prozesse eins zu eins abbildet. Von der anfangs vergeblichen Suche liess man sich bei KEBO nicht entmutigen. Auf die Empfehlung eines externen Unternehmensberaters hin prüfte KEBO das Auftragsmanagementsystem ams.erp, welches das Softwarehaus ams.Solution speziell  für  die Auftragsfertigung konzipiert hat. «Bereits beim ersten Kontakt war uns klar, dass dieser Anbieter unsere Sichtweise teilt. Unsere Betriebsabläufe konnten wir zu 95 Prozent im Standard der Software wiederfinden», erinnert sich Daniel Bodenmann.

Lösungskonzept

Den zentralen Vorteil sah der Unikatfertiger darin, dass er mit ams.erp seine wachsenden Stücklisten direkt an die Kundenaufträge anhängen konnte. Somit musste kein separater Artikelstamm aufgebaut werden.

Auch die bestehende Auftragsnummernsystematik konnte weitergeführt werden. Darüber  ist  Daniel  Bodenmann besonders froh: «Die Nummern beizubehalten, war uns eine Herzenssache. Wir denken quasi in diesen Auftragsnummern.» Da KEBO keine eigene IT-Abteilung hat, ist die einfache Administration der Software von Vorteil. Zudem sollten auch IT-ungewohnte Anwender einfach damit umgehen können. Auch hier konnte ams.erp überzeugen. Das System ist laut Daniel Boden- mann sehr einfach zu bedienen. Dies bestätigte sich auch bei der Implementierung, welche fast ohne Schulung durchgeführt wurde. Die Einführung des ERP leitete Daniel Bodenmann selbst, da bei einem solchen Vorhaben die umfassende Kenntnis aller betrieblichen Abläufe gefordert ist. Über dieses Wissen ver- fügten seiner Meinung nach nur wenige: «Aus meiner Sicht führt kein Weg daran vorbei, dass sich jemand aus der Chefetage nachhaltig an einer ERP-Einführung beteiligt. Ob er dann auch  gleich  das  Ruder  in  die  Hand nimmt, ist allerdings kein Muss, sondern eher eine Typfrage.» Nach fünfmonatiger Projektzeit erfolgte im April 2006 das Go-live des neuen Systems, zeitgleich mit dem Beginn des neuen Geschäftsjahres. Zuerst wurde ein ERP-Kern in Betrieb genommen, welcher schrittweise ausgebaut wurde. Die Basislösung konzentrierte sich auf das Angebotswesen, die Auftragsdefinition und die Stücklisten. Dabei beinhalten die Auftragsstücklisten nicht nur die produktspezifischen Informationen sondern auch die Arbeitspläne, mit denen das Unter- nehmen seine operativen Abläufe Schritt für Schritt definiert. Daran knüpft sich eine integrierte Zeiterfassung, die den aktuellen Projektfortschritt in Echtzeit transparent macht.

Fazit

Heute liefert die integrierte Auftragszeiterfassung sämtliche Personal- und Auftragszeitinformationen per Tastendruck. Auf diese Weise werden die bereits entstandenen Arbeitskosten der Projekte in Echtzeit ermittelt. Durch die integrierte Datenbasis wird der Projektfortschritt transparenter. Da unmittelbar erkennbar ist, wo und warum sich Projekte verzögern, verkürzen sich die Durchlaufzeiten signifikant. Die Vorkalkulation der Projekte wird im Rahmen der mitlaufenden Kalkulation permanent aktualisiert. Somit kann das Controlling die Ist-Kosten gegen die geplanten Kosten verrechnen. Treten Abweichungen zutage, lassen sich Gegenmassnahmen rechtzeitig einleiten. Angesichts der erheblichen Finanzierungskosten und der langen Laufzeiten helfen diese Informationen, die Wirtschaftlichkeit der Projekte zu sichern. Mit der hinzugewonnenen Transparenz kann das Management das Projektgeschäft fortwährend optimieren. «Jeden Tag werden wir klüger. Je länger wir mit dem System arbeiten, desto mehr stellen wir fest, dass es uns in Bereichen unterstützen kann, an die wir bisher noch gar nicht gedacht hatten», resümiert Daniel Bodenmann

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