Analysieren, entwickeln, testen: Bevor die in höchster Qualität hergestellten Reinigungs- und Desinfektionsprodukte die Produktion der Borer Chemie AG im solothurnischen Zuchwil verlassen, haben sie bereits einen langen Weg durch das Unternehmen hinter sich. Ein hauseigenes Technikum mit modernster Ausstattung ist spezialisiert auf die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Seit 1965 produziert das Schweizer Unternehmen Markenprodukte und Verfahren für die Spitalhygiene, Labors sowie den Industrie- und Pharmabereich. Eine Vertriebsniederlassung in Shanghai kümmert sich um die Belange im asiatischen Markt.

Spezielle ERP-Anforderungen von Prozessfertiger

Borer-Produkte werden „prozessgefertigt“, basierend auf Rezepturen. Aus Rohstoffen werden Halbfabrikate, so genannte Bulks, gemischt. Diese wiederum werden in unterschiedliche Gebinde abgefüllt, welche als Zutaten für einen oder mehrere Fertigartikel dienen. Auf diese Weise entsteht eine Vielzahl von Artikeln, die jeweils jeder für sich verwaltet werden müssen. Um den Überblick über die komplexen Zusammenhänge bei der Fertigung und in der Logistik zu behalten, wird bei der Borer Chemie AG die integrierte Unternehmenslösung „Blending“ in den Bereichen Einkauf, Lager, Produktion, Labor, Verkauf, Rechnungswesen und Gefahrstoff eingesetzt.
Das Umfeld der Prozessfertigung stellt besondere Anforderungen an ein ERP-System (Enterprise Resource Planning). So werden in der Prozessindustrie beispielsweise mit unterschiedlichen Mengeneinheiten und vor allem mit unterschiedlichen Merkmalen gearbeitet. In „normalen“ Stücklisten, wie sie etwa im Maschinenbau üblich sind, fehlen Dimensionen wie Qualität, Viskosität oder Wirkstoffgehalt. Bei der Herstellung chemischer oder pharmazeutischer Produkte spielen sie eine zentrale Rolle. Daher eignet sich nicht jede ERP-Lösung für die Prozessfertigung.

Rezepturen und andere Herausforderungen

Die Handhabung von Rezepturen, so einfach dies tönt, ist beim Einsatz einer ERP-Lösung eine weitere Knacknuss. Nebst dem Mischungsverhältnis der Rohstoffe müssen genaue Vorgaben für die einzelnen Arbeitsschritte, standardisierte Arbeitsanweisungen und allenfalls Sicherheitshinweise beachtet werden. Wie erwähnt, kann aus einem Halbfabrikat ein Vielfaches an Endprodukten entstehen. Hier gilt es nicht nur die Übersicht zu behalten, sondern auch dem Benutzer einfache Funktionen zur Erstellung und Verwaltung der Abfüllstücklisten zur Verfügung zu stellen.
Da in der Prozessindustrie auch externe Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder auch Produktionsmittel eine Rolle spielen, werden verschiedene Versionen der Herstellverfahren verwendet. Eine auf die Belange der Prozessfertigung ausgerichtete ERP-Lösung wie Blending kann mittels hinterlegten Regeln automatisch steuern, welche Variante wann zum Einsatz kommt. Stehen z.B. unterschiedliche Mischer zur Verfügung, werden je nach Auslastung der Produktion verschiedene Typen benutzt. Dies wird in verschiedenen Versionen des Herstellverfahrens abgebildet. So auch bei Borer Chemie, wo die ERP-Lösung Blending den Mischer direkt ab Produktionsauftrag steuert. Im Bereich der Abfüllung wird mobil zurück gemeldet. Dabei werden alle Einsatzmaterialien überwacht und kontrolliert. Die Abfüllung wird mittels Barcode unterstützt, d.h. es kann jeweils nur aus dem richtigen Tank abgefüllt werden.

Eine Supply Chain, die es in sich hat

Die Gebindeverwaltung gehört zum Herzstück in der Supply Chain der Prozessindustrie. Gemäss Rezeptur werden für die Herstellung oft von verschiedenen Lieferanten Rohstoffe oder Halbfabrikate bezogen. In teuren Chromstahltanks abgefüllt und ausgeliefert, warten die Zutaten darauf, chargen- und termingerecht abgefüllt zu werden. Gleichzeitig interessiert natürlich auch die Frage, welche Gebinde bei welchen Kunden stehen. Zudem muss bei der Rücknahme der Behälter eine allfällige Restmenge wiederum chargengenau verwaltet und abgerechnet werden.
Die Rückverfolgbarkeit von Chargen muss jederzeit gewährleistet sein. Aufgrund der Chargennummer zeigt das System, wann ein Artikel produziert und abgefüllt wurde, welche Gebinde und welche Bulkcharge – und damit die eingesetzten Rohstoffe – verwendet wurden. Durch den direkten Zugriff auf die integrierten QS-Daten der Wareneingangsprüfung können kritische Rohstoff-Chargen eruiert werden. Gleichzeitig weist das ERP-System aus, in welchen anderen Produktionschargen dieses Material verwendet wurde bzw. an welche Kunden allfällige Chargen geliefert wurden.

Strenge Vorgaben für gefährliche Güter

In kaum einer anderen Branche sind die Vorgaben für die Entwicklung, Produktion und Distribution gefährlicher Güter ähnlich streng reguliert wie bei der Herstellung chemischer oder pharmazeutischer Produkte. Unternehmen die Gefahrstoffe produzieren, transportieren oder mit ihnen handeln, haben strikte Dokumentationspflichten zu erfüllen. Je nach Transportweg (Strasse, See, Luft) kommen verschiedene Vorschriften zur Anwendung. Um die Gefahrstoffe ordnungsgemäss zu handhaben müssen sie im ERP-System erst einmal identifiziert und je nach Mischverhältnis unterschiedlich betrachtet werden. Für jeden Rohstoff muss eine Verbindung zum beinhaltenden Gefahrstoff gemacht werden. Über das Mischungsverhältnis in der Rezeptur berechnet Blending automatisch die relevanten Daten für das MSDS (Material Safety Data Sheet). Weiter benötigt man eine MSDS History, da nachgewiesen werden muss, dass allen Kunden innerhalb der letzten 12 Monate die gültige Version des entsprechenden MSDS ausgeliefert wurde. Bei Blending erkennt das System beim Generieren des Lieferscheins, ob ein Gefahrgut enthalten ist und druckt gegebenenfalls das entsprechende MSDS in der beim Kunden hinterlegten Sprache zusammen mit dem Lieferschein. Eine Besonderheit bei Borer Chemie AG ist ein Shuttle, welcher Produktionsstätte und Logistikcenter miteinander verbindet. Alle dafür erforderlichen Papiere und Gefahrstoffunterlagen werden mit Blending erstellt. Die Auslieferung erfolgt über mobile Geräte und wird durch das System gesteuert und überwacht.

Borer Chemie AG – Leader in Reinigung und Desinfektion

Borer Chemie AG ist ein technologisch führendes Unternehmen auf den Gebieten der Reinigung und Desinfektion für professionelle Anwendungen in der Spitalhygiene, im Industriebereich, in Labors und im Pharmasektor. Seit der Gründung 1965 entwickelt, produziert und vertreibt das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zuchwil SO Markenprodukte und Verfahren für anspruchsvolle Anwendungen unter der Dachmarke deconex®. Im hauseigenen Technikum oder direkt am Einsatzort der Produkte werden Prozesse und Formulierungen für die Reinigungs-Fragestellungen der Kunden erarbeitet. Eine Tochtergesellschaft in Shanghai kümmert sich gezielt um die Belange der asiatischen Märkte.